Die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 weist mit 111.571 Straftaten in Mecklenburg-Vorpommern einen Zuwachs von 4,7 Prozent aus. Besonders besorgniserregend ist der neue Höchststand bei den Fällen häuslicher Gewalt. Constanze Oehlrich, Parlamentarische Geschäftsführerin und innenpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern, äußert sich hierzu wie folgt:

„Die Zunahme der Fälle häuslicher Gewalt ist alarmierend. Opfer häuslicher Gewalt haben ein Recht auf Unterstützung. Doch die Landesregierung kommt ihren Verpflichtungen gemäß der Istanbulkonvention nicht nach. Das Beratungs- und Hilfenetz in unserem Land weist weiterhin erhebliche Lücken auf. Das ist ein unhaltbarer Zustand.“

Täglich mehr als vier Gewalttaten im häuslichen Umfeld

Im Jahr 2023 wurden 2.098 Fälle häuslicher Gewalt registriert, was einem Anstieg von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Täglich wurden in Mecklenburg-Vorpommern mehr als vier Gewalttaten im häuslichen Umfeld begangen, wobei die Opfer größtenteils weiblich und die Tatverdächtigen größtenteils männlich waren.

„Viele Betroffene im ländlichen Raum haben keinen Zugang mehr zum Hilfenetz“

Oehlrich fordert von der Landesregierung konsequentes Handeln: „Unser Land benötigt dringend dauerhaft finanzierte Beratungs- und Unterstützungseinrichtungen für Gewaltopfer – und zwar flächendeckend. Insbesondere im ländlichen Raum ist die Situation erschreckend. Die Versorgungslage ist derart mangelhaft, dass viele Betroffene keinen Zugang mehr zum Hilfenetz haben. Mecklenburg-Vorpommern benötigt eigentlich 50 Einrichtungen zur Unterstützung der Opfer von häuslicher und sexualisierter Gewalt, jedoch sind nur 31 vorhanden. Keine dieser Einrichtungen verfügt über die erforderliche personelle Ausstattung. Statt der notwendigen 163 können sich lediglich 63 Mitarbeiter*innen um die Belange der Betroffenen kümmern. Hier besteht akuter Handlungsbedarf.“

Hintergrund:

Im Gegensatz zu den meisten anderen Deliktbereichen verzeichnete die häusliche Gewalt laut der Polizeilichen Kriminalstatistik 2023 keinen Rückgang während der Corona-Pandemie. Der Anstieg setzte sich kontinuierlich fort und erreichte im Jahr 2023 mit 2.098 erfassten Fällen einen neuen Höchststand. Darunter waren 1.629 Körperverletzungen sowie neun Straftaten gegen das Leben. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Im Vergleich zum Jahr 2014 haben sich die Fälle häuslicher Gewalt damit fast verdoppelt.